Letzte Entscheidung liegt nun bei den Eltern

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Schulpolitik - Letzte Entscheidung liegt nun bei den Eltern
29.10.2014 | 18:09 Uhr


Iserlohn. Nachdem der Rat am Dienstagabend den politischen Beschluss über die zukünftige Schulstruktur im weiterführenden Bereich herbeigeführt hat, treffen nun Anfang 2015 die Eltern mit ihrem Wahlverhalten die endgültige Entscheidung.

Endlich kein Stillstand mehr: Nach vier Jahren intensiver Debatten und heftiger politischer Auseinandersetzungen hat der Rat der Stadt am Dienstagabend den Weg frei gemacht, um das weiterführende Schulsystem in Iserlohn grundlegend neu zu gestalten. In geheimer Abstimmung entschied das Stadtparlament mit knapper Mehrheit, zum Schuljahr 2015/2106 eine Sekundarschule am Hemberg und eine zweite Gesamtschule am Bömberg einzurichten. Einher hiermit ginge, sollten die Anmeldezahlen den politischen Beschluss bestätigen, die Auflösung der Realschulen am Hemberg und am Bömberg sowie der Martin-Luther-Hauptschule, die zum nächsten Schuljahr dann keine neuen Eingangsklassen mehr bilden würden.

So verhältnismäßig einfach die politische Antwort am Ende des Iserlohner Schulstreits ausfiel, so komplex stellt sich nun die Aufgabe für die Verwaltung dar, den insgesamt neun Unterpunkte umfassenden Beschluss umzusetzen. Zeit zum Durchatmen bleibt angesichts des knappen Zeitplans nicht, wenngleich sich Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens gestern in einer ersten Reaktion auf das Sitzungsergebnis froh und erleichtert zeigte, „dass wir nach einer langen Debatte, in der es zum Schluss nur noch um die Schulform für das längere gemeinsame Lernen ging, jetzt eine Entscheidung haben und uns auf den Weg machen können“. Und die erste Station auf diesem Weg wird Ahrens und seine Schulressortleiterin Katrin Brenner am Freitag zunächst zur Bezirksregierung in Arnsberg führen. Dort soll neben einem ganzen Katalog von Detailfragen zunächst ganz grundsätzlich abgeklärt werden, ob das von der Iserlohner Verwaltung vorgesehene weitere Verfahren von der Aufsichtsbehörde gebilligt würde.
Eng geschnürtes Zeit-Korsett für die Elterninformation

Eng geschnürt ist derweil auch das Zeit-Korsett zur Information der betroffenen Eltern der vierten Grundschulklassen, die letztlich mit ihrem Wahlverhalten den Ausschlag geben werden, ob die neuen Schulen entstehen. „In einem ersten Schritt soll Ende November eine verbindliche Elternbefragung stattfinden. Im Rahmen dieser Befragung wird abgeklärt, auf welche weiterführende Schule die Eltern der Viertklässler ihre Kinder schicken möchten. Zur Auswahl stehen dann neben der bestehenden Gesamtschule und den Gymnasien eben die neuen Schulen am Bömberg und am Hemberg sowie natürlich die Letmather Schulen“, berichtet der Bürgermeister. Im Vorfeld dieser Befragung sei nun das Schulressort gefordert, den Erziehungsberechtigten umfassende Informationen zur Verfügung zu stellen. Ahrens: „Natürlich wäre es auch vor diesem Hintergrund wesentlich besser gewesen, wenn die Entscheidung des Rates schon in der Septembersitzung gefallen wäre. Nun müssen wir uns aber der Aufgabe stellen, den Eltern innerhalb von wenigen Wochen eine umfassende Hilfestellung zu geben.“

Wenngleich durch die Elternbefragung noch keine Fakten geschaffen werden, erhofft sich Bürgermeister Dr. Ahrens doch schon wertvolle Hinweise und Rückschlüsse, ob die Beschlüsse des Rates mit Blick auf den Elternwillen in die richtige Richtung zielen. Die endgültige Entscheidung indes, ob am Hemberg eine Sekundarschule und am Bömberg eine vierzügige Gesamtschule eingerichtet werden, fällt erst Ende Januar/Anfang Februar 2015 im Rahmen des für diesen Zeitpunkt vorgesehenen, vorgezogenen Anmeldeverfahrens, in das neben den geplanten neuen Schulen auch noch die bereits bestehende Gesamtschule einbezogen wird. Sollten dann die erforderlichen Anmeldezahlen für den Bömberg (100 Schüler in der 5. Jahrgangsstufe) und den Hemberg (75 Schüler) erreicht werden, steht die Kommune sogar in der rechtlichen Verpflichtung, die Schulen an den beiden Standorten zu errichten. Werden nicht genügend Kinder an den geplanten neuen Schulen angemeldet, werden die Realschulen sowie auch die Martin-Luther-Hauptschule weitergeführt. Dr. Ahrens: „Es ist auch ein Ergebnis denkbar, dass nur eine der beiden neuen Schulen die erforderliche Anmeldezahl erreicht. Gibt es nicht genügend Anmeldungen für die Gesamtschule, dann wird die Realschule am Bömberg erhalten, reicht es nicht für die Sekundarschule, bleiben die Realschule am Hemberg und die Hauptschule Martin Luther bestehen. Solche Modelle beruhen aber nur auf Spekulationen zum Elternwahlverhalten. Nach der verbindlichen Anmeldephase aber wissen wir, welche Bedarfe es tatsächlich gibt. “
Ein grundlegender Umbau des Schulsystems

Sollten die Eltern mit ihrem Wahlverhalten die dienstägliche Entscheidung des Rates bestätigen, steht die Kommune vor der gewaltigen Aufgabe, ihr weiterführendes Schulsystem grundlegend umbauen zu müssen - verbunden mit erheblichen finanziellen Auswirkungen. 16,7 Millionen Euro würde nach ersten Kalkulationen die vierzügige Gesamtschule am Bömberg kosten, rund 1,3 Millionen Euro fielen an für die Umwandlung der Hemberg-Realschule in eine Sekundarschule. Hinzu kommt ein weiterer, bisher nicht konkret bezifferter Millionenbetrag für den Ausbau der Oberstufe an der bestehenden Gesamtschule am Nußberg. Bürgermeister Ahrens: „Ohne jede Frage ist das sehr viel Geld. Aber die notwendigen Investitionen werden zum einen über mehrere Jahre verteilt und zum anderen - wie bei jedem anderen Bauherren auch - nicht aus liquiden Mitteln, sondern über Kredite finanziert, für die Zinsen und Tilgung gezahlt werden. Und ich glaube, dass es sich um gut investiertes Geld handelt, wenn man das Ziel erreichen will, eine zukunftsfähige Schulstruktur in Iserlohn zu schaffen.“

Dass eine vierzügige Gesamtschule am Bömberg, die nach neun Schuljahren zwischen 900 und 1000 Schüler zählen würde, eine Herausforderung hinsichtlich der verkehrlichen Erschließung darstellt, ist dem Bürgermeister dabei durchaus bewusst. „Ich bin aber durchaus optimistisch, dass wir eine Lösung finden werden, die auch den berechtigten Interessen der Anwohner gerecht werden wird“, so Dr. Ahrens. Denn anders als etwa das Schulzentrum Hemberg sei der Standort Bömberg auch zu Fuß oder per Fahrrad für zahlreiche potenzielle Schüler sehr gut erreichbar. Lösungen werde es sicherlich auch geben, den Schulbusverkehr nicht bis unmittelbar an das Schulgelände selbst heranzuführen. „Und wir müssen auch auf die Eltern einwirken, dass sie ihre Kinder nicht bis in die Klassenzimmer fahren müssen. Das gilt aber für viele Schulstandorte im Stadtgebiet.“
Zwei Jahre für die Planung und den Bau

Die Erschließung und die Neubauten für die Gesamtschule sind derweil Projekte, die nach Einschätzung des Bürgermeisters mitsamt Planung sicherlich zwei Jahre kosten werden. „Und für die ersten beiden Einschulungsjahrgänge der neuen Gesamtschule müssten wir aus Platzgründen das Gebäude der ehemaligen Hauptschule im Wiesengrund nutzen“, betont Ahrens, dass die Vorhaben nicht von heute auf morgen zu verwirklichen sind. Ebenso wie die Zusammenstellung von vollständig neuen Kollegien. Sowohl an der Realschule Hemberg als auch an der Realschule Bömberg sowie an der Hauptschule Martin Luther würden die heute beschäftigten Lehrer zwar noch ihre Schüler bis zum Abschluss begleiten, für eine Beschäftigung in den neuen Schulen jedoch müssten sich die Pädagogen – wie jeder andere interessierte Lehrer auch – bei der Bezirksregierung bewerben.

Thomas Pütter

Bildtext: Foto: Michael May

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Foto: Michael May

Iserlohn. Nachdem der Rat am Dienstagabend den politischen Beschluss über die zukünftige Schulstruktur im weiterführenden Bereich herbeigeführt hat, treffen nun Anfang 2015 die Eltern mit ihrem Wahlverhalten die endgültige Entscheidung.

Endlich kein Stillstand mehr: Nach vier Jahren intensiver Debatten und heftiger politischer Auseinandersetzungen hat der Rat der Stadt am Dienstagabend den Weg frei gemacht, um das weiterführende Schulsystem in Iserlohn grundlegend neu zu gestalten. In geheimer Abstimmung entschied das Stadtparlament mit knapper Mehrheit, zum Schuljahr 2015/2106 eine Sekundarschule am Hemberg und eine zweite Gesamtschule am Bömberg einzurichten. Einher hiermit ginge, sollten die Anmeldezahlen den politischen Beschluss bestätigen, die Auflösung der Realschulen am Hemberg und am Bömberg sowie der Martin-Luther-Hauptschule, die zum nächsten Schuljahr dann keine neuen Eingangsklassen mehr bilden würden.

So verhältnismäßig einfach die politische Antwort am Ende des Iserlohner Schulstreits ausfiel, so komplex stellt sich nun die Aufgabe für die Verwaltung dar, den insgesamt neun Unterpunkte umfassenden Beschluss umzusetzen. Zeit zum Durchatmen bleibt angesichts des knappen Zeitplans nicht, wenngleich sich Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens gestern in einer ersten Reaktion auf das Sitzungsergebnis froh und erleichtert zeigte, „dass wir nach einer langen Debatte, in der es zum Schluss nur noch um die Schulform für das längere gemeinsame Lernen ging, jetzt eine Entscheidung haben und uns auf den Weg machen können“. Und die erste Station auf diesem Weg wird Ahrens und seine Schulressortleiterin Katrin Brenner am Freitag zunächst zur Bezirksregierung in Arnsberg führen. Dort soll neben einem ganzen Katalog von Detailfragen zunächst ganz grundsätzlich abgeklärt werden, ob das von der Iserlohner Verwaltung vorgesehene weitere Verfahren von der Aufsichtsbehörde gebilligt würde.
Eng geschnürtes Zeit-Korsett für die Elterninformation

Eng geschnürt ist derweil auch das Zeit-Korsett zur Information der betroffenen Eltern der vierten Grundschulklassen, die letztlich mit ihrem Wahlverhalten den Ausschlag geben werden, ob die neuen Schulen entstehen. „In einem ersten Schritt soll Ende November eine verbindliche Elternbefragung stattfinden. Im Rahmen dieser Befragung wird abgeklärt, auf welche weiterführende Schule die Eltern der Viertklässler ihre Kinder schicken möchten. Zur Auswahl stehen dann neben der bestehenden Gesamtschule und den Gymnasien eben die neuen Schulen am Bömberg und am Hemberg sowie natürlich die Letmather Schulen“, berichtet der Bürgermeister. Im Vorfeld dieser Befragung sei nun das Schulressort gefordert, den Erziehungsberechtigten umfassende Informationen zur Verfügung zu stellen. Ahrens: „Natürlich wäre es auch vor diesem Hintergrund wesentlich besser gewesen, wenn die Entscheidung des Rates schon in der Septembersitzung gefallen wäre. Nun müssen wir uns aber der Aufgabe stellen, den Eltern innerhalb von wenigen Wochen eine umfassende Hilfestellung zu geben.“

Wenngleich durch die Elternbefragung noch keine Fakten geschaffen werden, erhofft sich Bürgermeister Dr. Ahrens doch schon wertvolle Hinweise und Rückschlüsse, ob die Beschlüsse des Rates mit Blick auf den Elternwillen in die richtige Richtung zielen. Die endgültige Entscheidung indes, ob am Hemberg eine Sekundarschule und am Bömberg eine vierzügige Gesamtschule eingerichtet werden, fällt erst Ende Januar/Anfang Februar 2015 im Rahmen des für diesen Zeitpunkt vorgesehenen, vorgezogenen Anmeldeverfahrens, in das neben den geplanten neuen Schulen auch noch die bereits bestehende Gesamtschule einbezogen wird. Sollten dann die erforderlichen Anmeldezahlen für den Bömberg (100 Schüler in der 5. Jahrgangsstufe) und den Hemberg (75 Schüler) erreicht werden, steht die Kommune sogar in der rechtlichen Verpflichtung, die Schulen an den beiden Standorten zu errichten. Werden nicht genügend Kinder an den geplanten neuen Schulen angemeldet, werden die Realschulen sowie auch die Martin-Luther-Hauptschule weitergeführt. Dr. Ahrens: „Es ist auch ein Ergebnis denkbar, dass nur eine der beiden neuen Schulen die erforderliche Anmeldezahl erreicht. Gibt es nicht genügend Anmeldungen für die Gesamtschule, dann wird die Realschule am Bömberg erhalten, reicht es nicht für die Sekundarschule, bleiben die Realschule am Hemberg und die Hauptschule Martin Luther bestehen. Solche Modelle beruhen aber nur auf Spekulationen zum Elternwahlverhalten. Nach der verbindlichen Anmeldephase aber wissen wir, welche Bedarfe es tatsächlich gibt. “
Ein grundlegender Umbau des Schulsystems

Sollten die Eltern mit ihrem Wahlverhalten die dienstägliche Entscheidung des Rates bestätigen, steht die Kommune vor der gewaltigen Aufgabe, ihr weiterführendes Schulsystem grundlegend umbauen zu müssen - verbunden mit erheblichen finanziellen Auswirkungen. 16,7 Millionen Euro würde nach ersten Kalkulationen die vierzügige Gesamtschule am Bömberg kosten, rund 1,3 Millionen Euro fielen an für die Umwandlung der Hemberg-Realschule in eine Sekundarschule. Hinzu kommt ein weiterer, bisher nicht konkret bezifferter Millionenbetrag für den Ausbau der Oberstufe an der bestehenden Gesamtschule am Nußberg. Bürgermeister Ahrens: „Ohne jede Frage ist das sehr viel Geld. Aber die notwendigen Investitionen werden zum einen über mehrere Jahre verteilt und zum anderen - wie bei jedem anderen Bauherren auch - nicht aus liquiden Mitteln, sondern über Kredite finanziert, für die Zinsen und Tilgung gezahlt werden. Und ich glaube, dass es sich um gut investiertes Geld handelt, wenn man das Ziel erreichen will, eine zukunftsfähige Schulstruktur in Iserlohn zu schaffen.“

Dass eine vierzügige Gesamtschule am Bömberg, die nach neun Schuljahren zwischen 900 und 1000 Schüler zählen würde, eine Herausforderung hinsichtlich der verkehrlichen Erschließung darstellt, ist dem Bürgermeister dabei durchaus bewusst. „Ich bin aber durchaus optimistisch, dass wir eine Lösung finden werden, die auch den berechtigten Interessen der Anwohner gerecht werden wird“, so Dr. Ahrens. Denn anders als etwa das Schulzentrum Hemberg sei der Standort Bömberg auch zu Fuß oder per Fahrrad für zahlreiche potenzielle Schüler sehr gut erreichbar. Lösungen werde es sicherlich auch geben, den Schulbusverkehr nicht bis unmittelbar an das Schulgelände selbst heranzuführen. „Und wir müssen auch auf die Eltern einwirken, dass sie ihre Kinder nicht bis in die Klassenzimmer fahren müssen. Das gilt aber für viele Schulstandorte im Stadtgebiet.“
Zwei Jahre für die Planung und den Bau

Die Erschließung und die Neubauten für die Gesamtschule sind derweil Projekte, die nach Einschätzung des Bürgermeisters mitsamt Planung sicherlich zwei Jahre kosten werden. „Und für die ersten beiden Einschulungsjahrgänge der neuen Gesamtschule müssten wir aus Platzgründen das Gebäude der ehemaligen Hauptschule im Wiesengrund nutzen“, betont Ahrens, dass die Vorhaben nicht von heute auf morgen zu verwirklichen sind. Ebenso wie die Zusammenstellung von vollständig neuen Kollegien. Sowohl an der Realschule Hemberg als auch an der Realschule Bömberg sowie an der Hauptschule Martin Luther würden die heute beschäftigten Lehrer zwar noch ihre Schüler bis zum Abschluss begleiten, für eine Beschäftigung in den neuen Schulen jedoch müssten sich die Pädagogen – wie jeder andere interessierte Lehrer auch – bei der Bezirksregierung bewerben.

Thomas Pütter

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