Gesamtschule am Seilersee ist eine „ernsthafte Option“

Positive politische Resonanz auf Walther-Vorschlag / Bürgermeister erörterte neue Entwicklung mit der Bezirksregierung

IKZ 12.12.2014 - Von Thomas Pütter

Iserlohn. Ein fast durchweg positives Echo findet in den Ratsfraktionen der Vorschlag von BiTS-Gründer Dr. Dietrich Walther, die zweite Iserlohner Gesamtschule auf dem Campus-Gelände am Seilersee anzusiedeln, sollte dies räumlich möglich und wirtschaftlich vertretbar sein. Einzig der Zeitpunkt, zu dem der Unternehmer seinen Vorschlag öffentlich machte, nämlich wenige Wochen nach dem Ratsbeschluss zur Errichtung einer zweiten Gesamtschule am Standort Bömberg, ist für einige der von unserer Zeitung befragten Politiker ein Wermutstropfen.

So auch für Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens, der sich am Mittwoch erstmalig mit Walther über dessen Vorschlag ausgetauscht hat. „Ich glaube, dass die Unterbringung einer zweiten Gesamtschule am Seilersee eine gute Lösung sein könnte. Vielleicht auch eine bessere als der jetzt beschlossene Standort“, schildert Ahrens seine ersten Eindrücke aus dem Gespräch. Allerdings, so der Bürgermeister weiter, befürchte er, dass die nun ins Spiel gebrachte Variante zur Verwirrung in der Elternschaft beitragen könnte: „Wir haben vier Jahre gestritten und endlich einen Beschluss zur künftigen Schulstruktur herbeiführen können, den wir auch umsetzen wollen. Es wäre schön gewesen, wenn Dietrich Walther seine Idee nur einige Monate früher präsentiert hätte.“

Kontakt nahm Dr. Ahrens zwischenzeitlich zur Bezirksregierung auf, um abzuklären, wie die Genehmigungsbehörde die neue Entwicklung beurteilt. „Dabei wurde mir mitgeteilt, dass keine Probleme für das laufende Verfahren gesehen werden, wenn wir eine Alternative zum von uns beantragten Standort prüfen. Wir wurden nur gebeten, bis Ende Januar Unterlagen einzureichen, in denen nachgewiesen wird, dass der Raumbedarf einer vierzügigen Gesamtschule in den Räumen der Internatsschule gedeckt werden könnte.“
Standortwechsel im weiteren Verfahren noch möglich

Arnsberg lege jedoch weiterhin Wert darauf, dass die vorgezogene Anmeldung Ende Januar für die zweite Gesamtschule Bömberg/Wiesengrund stattzufinden habe. Sollte dabei die erforderliche Zahl von 100 Schülern erreicht werden, sei es im Verfahrensverlauf immer noch möglich, einen Standortwechsel vorzunehmen, sollte die Prüfung der Campus-Alternative positiv ausfallen und auch politisch eine Mehrheit finden.

Die Chancen dafür stehen zumindest nicht schlecht. „Wir sind zwar nach wie vor der Überzeugung, dass wir keine zweite Gesamtschule brauchen, aber wir haben nun einmal einen entsprechenden Ratsbeschluss und müssen sehen, dass wir das Beste daraus machen“, ließ CDU-Fraktionschef Fabian Tigges gestern durchblicken, dass die Christdemokraten dem Walther-Vorschlag offen gegenüberstehen. „Natürlich erkennen wir darin eine ernsthafte Option, zumal wir aus vielerlei Gründen vom Standort Bömberg überhaupt nichts halten.“
Dass die Idee einer zweiten Gesamtschule nicht die „Spinnerei“ einiger Iserlohner Parteien sei, sondern auch gesellschaftlich mitgetragen werde, ist eine der Botschaften, die SPD-Fraktionschef Dimitrios Axourgos aus dem Walther-Vorschlag zieht. Grundsätzlich, so Axourgos, könnte der Standort am Seilersee eine echte Alternative zum Bömberg sein, „wenn denn die Konditionen für die Stadt erfüllbar sind“. Dies gelte es in aller Ruhe im Rahmen einer ausführlichen Prüfung abzuklären, zumal kein Zeitdruck herrsche. Axourgos: „Das Anmeldeverfahren für den Standort Bömberg/Wiesengrund wird stattfinden. Kommen dort 100 Schüler zusammen, wird es eine zweite Gesamtschule geben. Und diese zweite Gesamtschule wird dann an dem Standort eingerichtet, der die besten räumlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen aufweist. Kommen keine 100 Anmeldungen zustande, wäre damit aber auch der Walther-Vorschlag vom Tisch.“


Eltern nicht mit Standortdebatte verwirren

Fraktionssprecher weisen auf Bedeutung des vorgezogenen Anmeldeverfahrens hin



Darauf weist auch Oliver Ruhnert (Linke) hin. Von Bedeutung sei für seine Partei, dass es endlich eine zweite Gesamtschule für Iserlohn gebe. Und um dieses Ziel zu erreichen, müssten Ende Januar mindestens 100 Anmeldungen für den Standort Bömberg/Wiesengrund zustande kommen. Ruhnert: „Wir sollten nicht die Eltern verwirren, indem wir zum jetzigen Zeitpunkt, zu dem noch keinerlei Daten und Fakten vorliegen, eine neue Standortdebatte eröffnen.“
Kritik an Informationspolitik der Beigeordneten

Kritik äußert der SPD-Fraktionsvorsitzende Axourgos derweil an Schulressortleiterin Katrin Brenner. Die Politik erst in der Sitzung des Schulausschusses über den Walther-Vorschlag zu unterrichten, sei keine Art und Weise des Umgangs mit der Politik. Das sieht auch Detlef Köpke (FDP) ähnlich. „Frau Brenner hätte umgehend den Bürgermeister informieren müssen, nachdem ihr Dr. Walther seinen Vorschlag unterbreitet hatte.“ Dass die Unterrichtung der Politik erst im Ausschuss stattgefunden habe, passe zu dem schulpolitischen Verwirrspiel der letzten Jahre. Inhaltlich jedoch hat Köpke nichts zu kritisieren. Ganz im Gegenteil: „Die Idee als solche finde ich toll, wenn die wirtschaftlichen und sonstigen Rahmenbedingungen stimmen. Von uns gäbe es grünes Licht.“

Stichwort „grün“: Deren politische Vertreter im Rat halten sich gegenwärtig noch bedeckt mit einer Bewertung des Walther-Vorschlags. „Ohne nähere Angaben zu den Kosten und den sonstigen Rahmenbedingungen können wir dazu nicht qualifiziert Stellung beziehen“, so Fraktionsvorsitzende Elke Olbrich-Tripp. Wichtig sei es nun zunächst, dass durch den Ratsbeschluss vom 28. Oktober in Gang gesetzte Verfahren weiterzuführen und die Eltern über ihre Entscheidungsmöglichkeiten im Rahmen der vorgezogenen Anmeldephase umfangreich zu informieren.

Ebenso wie Dimitrios Axourgos und Detlev Köpke ist Elke Olbrich-Tripp allerdings nicht erfreut über die Informationspolitik der Beigeordneten Brenner: „Am Montag haben die Fraktionen getagt. Warum sind wir nicht spätestens zu diesem Zeitpunkt über eine so brisante Entwicklung informiert worden. Stattdessen sagt Frau Brenner einige wenige Worte im Schulausschuss, offenbar um Sand ins Getriebe zu streuen. Das sind genau diese taktischen Spielereien, die die Schulpolitik in Iserlohn mittlerweile zur Posse haben werden lassen.“