Schulentwicklung - Entscheidung kurz vor Fristablauf?
->Artikel in der WAZ/IKZ vom 27.10.2014

Textteil:
Schulentwicklung - Entscheidung kurz vor Fristablauf?
Iserlohn. Wie soll das weiterführende Schulsystem in Iserlohn aussehen? Drei Tage vor Ablauf der von der Bezirksregierung gesetzten Frist soll der Rat am Dienstag endgültig über die Errichtung von Sekundar- und Gesamtschulen entscheiden.
In einer Sondersitzung soll der Rat der Stadt heute um 17 Uhr und damit nur drei Tage vor dem Ablauf der von der Bezirksregierung gesetzten Frist endlich die Entscheidung treffen zur Gestaltung des weiterführenden Schulsystems. „So oder so: Es wird ein Ergebnis geben“, äußern sich Vertreter verschiedener Fraktionen im Vorfeld der Zusammenkunft im Gespräch mit unserer Zeitung überzeugt davon, dass es dem Stadtparlament endlich gelingen wird, den gordischen Schulentwicklungs-Knoten doch noch zu lösen.
Kein Ergebnis, dafür aber konsternierte Politiker
Erst wenige Wochen ist es her, dass keine der von der Verwaltung vorgeschlagenen Lösungen eine politische Mehrheit im Rat gefunden hat und eine denkwürdige Sitzung ohne Ergebnis, dafür aber mit konsternierten Stadtpolitikern endete. Weder die Variante zur Errichtung von zwei Sekundarschulen an den Standorten Hemberg und Bömberg/Wiesengrund, noch die Alternative der Gründung einer Sekundarschule am Hemberg und einer vierzügigen Gesamtschule am Standort Bömberg/Wiesengrund erwiesen sich in geheimen Abstimmungen als mehrheitsfähig, nachdem die Fraktion der Bündnisgrünen kurz zuvor das so genannte Bildungsbündnis verlassen hatte.
Die lachenden Dritten: Die drei Ratsvertreter der AfD, die sich dafür ausspricht, keine Veränderungen am Schulsystem vorzunehmen.
Für die heutige Sitzung legt die Verwaltung nun zusätzlich noch einen weiteren Vorschlag auf den Tisch, um den politischen Spielraum zu erweitern. Die Idee: Die Errichtung einer Gesamtschule ausschließlich am Standort der heutigen Hauptschule Bömberg. Das vom Kommunalen Immobilienmanagement unmittelbar nach der letzten Stadtparlamentssitzung beauftragte Büro MTT Trimpop Trompetter kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Räumlichkeiten der Realschule zur Unterbringung einer vierzügigen Gesamtschule grundsätzlich eignen - allerdings unter der Voraussetzung, dass im Bestand umfangreiche Um- und Ausbauten erfolgen und zudem ein ergänzender dreigeschossiger Neubau samt integrierter Sporthalle oberhalb der Realschule entlang des Bömbergrings errichtet würde.
Die Kosten, um diese Idee bauliche Wirklichkeit werden zu lassen, liegen nach ersten Kalkulationen bei 16,7 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die Errichtung einer vierzügigen Gesamtschule an den zwei Standorten Bömberg und Wiesengrund würde mit 11,4 Millionen Euro zu Buche schlagen. „Die Realisierung einer vierzügigen Gesamtschule ausschließlich am Standort der jetzigen Realschule Bömberg wäre unter schulorganisatorischen und pädagogischen Gesichtspunkten in Verbindung mit zwei Sekundarschulen am Hemberg und in Letmathe ein nachhaltiges Angebot für die zukünftige Schulstruktur in Iserlohn“, heißt es hierzu in einer von Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens unterzeichneten Sitzungsvorlage.
Mittelfristig gelöst würden mit dieser Variante auch die räumlichen Probleme der Grundschule Wiesengrund, die dann auf Sicht die Räume der ehemaligen Hauptschule mitnutzen könnte.
Zeitliches und räumliches Stufenmodell erforderlich
In der Vorlage für die heutige Sitzung erklärt die Verwaltung aber auch, dass die erforderlichen Neubaumaßnahmen am Bömberg sehr umfangreich wären und zudem die verkehrliche Erschließung einer vierzügigen Gesamtschule mit eigener Oberstufe schwieriger wäre als für eine dreizügige Realschule. Zudem wäre die Errichtung zum Schuljahr 2015/2016 nicht umsetzbar. Vielmehr, so heißt es in der Drucksache, „müsste hierzu ein zeitliches und räumliches Stufenmodell für die auslaufende Realschule und den Aufbau einer Gesamtschule erarbeitet werden, das zunächst die Räume der ehemaligen Hauptschule im Wiesengrund einbezieht“.
Thomas Pütter
Bildtext:
Eine neue, jetzt von der Verwaltung vorgelegte Variante sieht die Umwandlung der Bömberg-Realschule in eine vierzügige Gesamtschule. Foto: Privat
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